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Ingmar Hahn, 16.07.2008

Internationale Deutsche Meisterschaften der Behinderten in Berlin

Schiedsgericht und Aktive aus dem Bezirksschwimmverband Braunschweig am Start

Manch ein Leser dieser Rubrik wird sich fragen, warum hier ein Artikel über die diesjährigen 22. Internationalen deutschen Meisterschaften im Schwimmen der Behinderten steht. Als einer der letzten großen Tests vor den Paralympics waren die Meisterschaften im Schwimmen der Behinderten in der Berliner Schwimm- und Sprunghalle im Europa-Sportpark ein wahres Rekordfeuerwerk. Insgesamt 83 Weltrekorde, 61 Europarekorde und 26 Amerikanische Re-korde zeigen den hervorragenden Leistungsstand vor den Paralympics in Beijing an. Fast 600 Athleten aus 33 Nationen traten zum wohl größten paralympischen Schwimmwettkampf des Jahres 2008 an.

Aus dem Bezirk Braunschweig waren Aktive vom SC Hellas Einbeck, SSC Germania Braunschweig, Reha Salzgitter und VfL Wolfsburg an Start. Auch der zurzeit für den FV Wehrda startende Gandersheimer Robert Dörries startet bei der IDM. Robert, der bereits im festen Aufgebot der Nationalmannschaft für Peking steht, startete in der Startklasse für Sehbehinderte. Der 4. Platzierte der letzten Paralympischen Spiele über 400m Freistil trat abitur- und krankheitsbedingt in Berlin nur über 200m Lagen, 400m Freistil und 50m Freistil an. Über 200m Freistil hieß es dann in 2:31,19 min Platz 6, über 50m Freistil in 0:26,70 min Platz 5 und über 400m Freistil in 4:34,23 min Platz 3.

Sein Debüt bei der IDM feierte der auch beim DSV startende 10jährige Linus Natho vom SC Hellas Einbeck. Er trat jeweils über die 50m und 100m Distanzen in Rücken, Brust und Freistil an und zog dabei auch schon die Blicke des Bundestrainers auf sich. Linus, der seit Geburt mit einem Verlust mehrere Gliedmaßen an der Hand lebt, konnte bei allen Starts in seiner Altersklasse Jugend D einen Platz auf dem Treppchen ergattern. Hierbei werden jeweils alle Starter der Jugend D unabhängig ihrer Behinderung zusammengefasst und anhand eines Punktemodells wie bei den 1000 Punkte Zeiten beim DSV mit der Maßgabe gewertet, dass es eine 1000 Punkte Zeit für jede Startklasse gibt. Über die Brustdisziplinen wurde Linus in 0:51,66 min und 1:48,74 min Internationaler Deutscher Meister der Altersklasse, über 100m Rücken wurde er in 1:57,91 min Vizemeister, über die Freistildisziplinen und die 50m Rücken belegte Linus den 3. Platz.

Entscheidend für die gute Leistung von Linus ist sicherlich auch, dass er in seinem Verein mit nicht behinderten Schwimmern auf einer Bahn trainiert und auch an Schwimmveranstaltungen im DSV Bereich teilnehmen kann. Diese Möglichkeit haben nur behinderte Schwimmer aus wenigen Startklassen, da für sie im DSV-Bereich die Wettkampfbestimmungen des DSV Gültigkeit haben. Beispielsweise würde ein Schwimmer, der nur einen Arm oder ein Bein hat, beim Brustschwimmen disqualifiziert, da er am Ziel und den Wenden nicht mit bei-den Händen gleichzeitig anschlagen kann. Ähnlich ist es beim Bewegungsablauf im Schmetterlingsschwimmen.

Um hier leistungsstarken Schwimmern, mit starken Einschränkungen, z.B. Querschnittsläh-mung, wo die Beine nur nachgezogen werden, die Möglichkeit zu geben sich mit starken Schwimmern aus dem DSV - Bereich zu messen, will man mit dem DSV Gespräche führen, die diese Starts ermöglichen, ohne das es zu Disqualifikationen kommt. Denn eines ist klar, internationale Erfolge können auf Dauer nur erzielt werden, wenn behinderte Schwimmer Wettkämpfe auf hohem Niveau bestreiten können. Andere Nationen wie England, Spanien, Australien machen es vor.

Ein weiterer Aktiver, aus DSV Masterswettkämpfe bekannter Teilnehmer vom SCC Germa-nia Braunschweig, konnte bei den Meisterschaften Altersklassentitel einheimsen. Dieter Geistefeld wurde über 400m Freistil in 6:43,35 min und 50m Freistil in 0:36,56 min Internatio-naler Deutscher Meister der Altersklasse Senioren III. Über 200m Freistil, 100m Freistil und 50m Schmetterling musste sich der 68jährige, der Einschränkungen an den Beinen hat, mit der Vizemeisterschaft zufrieden geben. Über 50m Rücken kam dann noch ein dritter Platz hinzu.

Auch am Start waren wieder drei Schiedsrichter aus dem Bezirk Braunschweig, die seit Jahren neben ihrer Tätigkeit im Geltungsbereich des DSV auch im Bereich des Deutschen Be-hindertensportverbandes alle nennenswerten Wettkämpfe deutschlandweit leiten. Ingmar Hahn fungierte für den DBS neben seinem Berliner Kollegen Ulf-Reinmar Stoll, wie auch in den letzten Jahren als Schiedsrichter der Veranstaltung, Rolf Marquordt und Nils-AndrĂ© Arlt waren als technische Assistenten im Einsatz. Technische Assistenten verfügen, neben dem speziellen Wissen über die einzelnen Schwimmarten, zusätzlich über Grundkenntnisse der Klassifizierung. Dieses ist Grundvoraussetzung um den Bewegungsablauf, der von einer Be-hinderung betroffenen Gliedmaßen, richtig einzuschätzen. Technische Assistenten können, anders als die Schwimmrichter im DSV, ohne Rückfrage bzw. Zustimmung des Schiedsrichters eine Disqualifikation aussprechen.

Auch in diesem Bereich will der DBS weiter investieren, so ist geplant, dass Ingmar und Nils zu einem internationalen Lehrgang für technische Klassifizierer angemeldet werden, was ihnen dann auch das Tor für die internationale Ebene öffnen würde.